Verbesserte Früherkennung von arzneimittelbedingten Nebenwirkungen
Diese potenziell gefährlichen kardialen Nebenwirkungen möchten die Apotheker und Ärzte in Schleswig-Holstein bei DAK-Versicherten besser erkennen.
Eine erste Ergebniseinschätzung erhält der Versicherte nach Rückgabe des Gerätes umgehend vom Apotheker. Diese basiert auf einer Software, die erste Einschätzungen per „Ampel-System“ übermittelt. „Wird eine Problematik in der QT-Zeit vom Apotheker durch Auslesen des Herzmonitors erkannt, sendet er die Daten über die Cloud an eine von drei kardiologischen Praxen, deren Arzt dann eine Empfehlung für die weitere Therapie gibt“, erklärt Nikolaus Schumacher den Ablauf. „Die Früherkennung von arzneimittelbedingten Nebenwirkungen und die Versorgung arzneimittelinduzierter kardiotoxischer Ereignisse sollen verbessert und künftig bereits in der Apotheke begonnen werden. Die Apotheker rücken damit auch weg von ihrer heute überwiegenden Rolle als Händler hin zur ursprünglichen heilberuflichen Aufgabe. Und die teilnehmenden Krankenkassen erhoffen sich geringere Kosten, da Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten gesenkt werden können.“
Dr. Peter Froese, Chef des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein e.V., ist es eine „Herzensangelegenheit“, dass das System der Früherkennung von Beginn an dort unterstützt, wo die Medikamente dem Versicherten ausgehändigt und erklärt werden: „Das Projekt QT-Life ist eine riesige Chance zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Unser Ziel bei QT-Life ist es, den DAK-Versicherten durch gezielte Beratung, Betreuung und Versorgung aufzuzeigen, welche zusätzlichen Chancen sich durch den Einsatz digitaler Gesundheitslösungen für den Versicherten in den Apotheken vor Ort ergeben“, sagt er.
Das Leuchtturm-Projekt sieht vor, bis zu 3.000 volljährige Versicherte der DAK-Gesundheit in die Studie einzuschließen, die in einer Apotheke in Schleswig-Holstein ein Medikament beziehen, das wie beschrieben einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Arzneimitteln eine QT-Zeit-Verlängerung auslösen kann. Sollte der DAK-Versicherte die Teilnahmekriterien erfüllen, wird ihm vom Apotheker die kostenfreie Teilnahme am Projekt angeboten. Nach der Einwilligung in die notwendigen Formalia (Teilnahmeerklärung, Anamnese, Datenschutzerklärung) wird dem Versicherten ein hochmodernes kleines mobiles EKG-Gerät angelegt, welches über 24 Stunden die Herzfunktion aufzeichnet. Jeder teilnehmenden Apotheke werden diese Langzeit-EKG-Geräte vorab zur Verfügung gestellt.
Schon jetzt sind alle Beteiligten gespannt auf die Ergebnisse der Evaluation. Diese erfolgt durch das Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das Team unter der Leitung von Professor Matthias Augustin analysiert Daten aus verschiedenen Quellen, um die Wirksamkeit der verbesserten Kommunikation zwischen den Leistungserbringern festzuhalten. Ziel der Evaluation ist eine vergleichende Betrachtung der neuen Versorgung in Schleswig-Holstein mit anderen Regionen, die aktuell keinen Zugang zu dieser neuen Art der Messung des Herzrhythmus haben. „Wünschenswert wäre, wenn künftig noch mehr vergleichbare Projekte an den Start gehen“, so Nikolaus Schumacher. „Die multifunktionale Technologie ermöglicht auf jeden Fall den Anschluss weiterer digitaler Medizinprodukte.“