Coronastatus als sicherer Hashwert
„Wir entwickeln eine IT-Infrastruktur, die den Coronastatus und andere relevante Daten einer getesteten Person in einer Blockchain als Hashwert verankert“, sagt Stephan Noller, CEO von Ubirch. „Damit wird es möglich sein, den Menschen in regelmäßigen Abständen ein COVID-19 Status Zertifikat auszustellen. Dieses Zertifikat können Getestete dann verwenden, um Ihren Teststatus zu verifizieren und damit zu belegen, dass sie z.B. negativ auf das Virus getestet wurden.“
Technologisch basiert das Verfahren auf einer in der Blockchain verankerten Prozesszertifizierung. Diese verarbeitet Patientendaten, die über mobile webbasierte Applikationen des Softwareunternehmens Healex und der Smart Health-Plattform m.Doc bereitgestellt werden und mit der Entnahme einer medizinischen Probe beginnen.
Die medizinische Probe wird dabei mit einer pseudonymen Identität des Patienten im Testzentrum verknüpft. „Diese pseudonyme Identität wird von einem Identitätsprovider erzeugt, hier soll die Self Sovereign Identity-Anwendung LISSI der Bundesdruckerei zum Einsatz kommen, ein Ansatz zur dezentralen und datenschutzfreundlichen Verwaltung von Identitäten und zugehörigen Daten“, so Stephan Noller.
COVID-19: Testergebnisse werden virtuell sicher abgelegt
Die jeweils pseudonyme Identität des Getesteten in Verbindung mit der Probe wird während des gesamten folgenden Prozesses verwendet und von Ubirch in der Blockchain bei govdigital als Hash verankert. Damit ist eine vertrauenswürdige Ablage sichergestellt. Govdigital, ein Zusammenschluss von zehn IT-Dienstleistern aus dem öffentlichen Sektor (Bund, Länder und Kommunen), bietet diesen Service als Teil ihrer sicheren Blockchain-Infrastruktur für Dienstleistungen von allgemeinem Interesse an. Jeder Schritt, der der jeweiligen Probe Informationen hinzufügt oder ändert, wird ebenfalls auf diese Weise verankert, ebenso wie alle behandlungsbezogenen Daten, die dem System hinzugefügt werden können.
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Das verifizierte Testergebnis wird in den mobilen Patienten-Tools von Healex oder m.Doc angezeigt. Die Daten können zur Einrichtung einer anonymisierten COVID-Datenbank an Healex übermittelt werden. Um sicherzustellen, dass die Ereigniskette nicht kompromittiert werden kann, steht der Hash der verankerten Daten von jeder Partei, die die Probe verarbeitet (z.B. im Labor, das die Proben und Testergebnisse quittiert), zur Verifizierung in der Klinik bzw. dem Patienten zur Verfügung.
700 Partnerfirmen in der „Mittelstandsinitiative COVID-19“
Initiator dieser Lösung eines COVID-19 Status Zertifikat war das Rostocker Life-Science-Unternehmen Centogene, das auf Diagnostik seltener angeborener Krankheiten spezialisiert ist. „Corona-Testing ist ja nicht unser Kerngeschäft. Mitte März hatten wir begonnen, für die eigenen Mitarbeiter sowie medizinisches Personal, Mitarbeiter von Heimen und Krankenhäusern, Rettungsdiensten und der Feuerwehr in Rostock unseren validierten Corona-Test breit einzusetzen. Da haben wir schnell verstanden, dass das ein ganz wichtiger Baustein auf dem Weg sein kann, zügig aus dem Lockdown herauszukommen“, beschreibt Dr. Volkmar Weckesser, CIO bei Centogene die Geburt der Idee. Centogene entwickelte zunächst eine Webanwendung, bei der sich die Testperson anmeldet, persönliche Daten und Antworten zu drei Gesundheitsfragen hinterlegt und dann eine Einladung zu einer Abstrichstelle erhält.
Inzwischen arbeitet Centogene dazu bundesweit mit gut 50 Einrichtungen – Laboren, Kliniken, Unternehmen und einer Schule – zusammen. Dort werden dann der Code des Probanden und der Probe gescannt und künftig technisch im Blockchain-System verknüpft, das Ubirch aufgebaut hat. Centogene produziert zudem mit Partnerfirmen wie SWK Innovations, RoweMed und HA2-Medizintechnik die für die Abstriche benötigten medizinischen Rachenabstrich-Sets und liefert diese an die Abstrichstellen. Um schneller und größere Mengen produzieren zu können, hatte Centogene Ende April 2020 die „Mittelstandsinitiative COVID-19“ ins Leben gerufen, an der sich mittlerweile rund 700 Partnerfirmen mit Ideen, Technologien und Lösungen beteiligen, um dem Virus und dessen Auswirkungen Einhalt zu gebieten.
„Die von uns entwickelten, hoch-sensitiven PCR-Tests sind zu 98% in vier Stunden analysiert. Dann hat das Labor festgestellt, ob der Patient in seiner Rachenabstrichprobe positiv für SARS-Cov-2 ist. Innerhalb von 18 Stunden garantieren wir das Ergebnis, das dann ins Portal hochgeladen wird“, erläutert Dr. Volkmar Weckesser das weitere Vorgehen im Testprozess. „Der Nutzer bekommt eine Mail mit dem Testergebnis und kann den Befund sicher herunterladen.“ Mitte Mai will das Konsortium mit einer Pilotphase loslegen und bis dahin noch Datenschutzfragen klären.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Vielen Dank für den wirklich interessanten Artikel. Fände ich super, wenn wir dank großflächiger Tests und sinniger Verarbeitung der Testdaten wieder ein Stück mehr Normalität zurückhaben könnten.
Eine Sache habe ich aber nicht verstanden: Was hat das eigentlich mit IoT zu tun? Ich habe doch Menschen, die getestet werden. Was hat das mit Dingen zu tun?
Hallo Herr Orendt,
gute Frage – tatsächlich ist es relativ einfach zu beantworten, denn „IoT“ gibt es auch in der Spezialisierung des sogenannten „industrial IoT“ (abgekürzt IIoT), da geht es darum Maschinen und ihre Daten abzusichern. Und da schliesst sich der Kreis, denn das Corona-Testergebnis wird auf einem industriellen Gerät erzeugt, das häufig auch ans Internet angeschlossen werden kann. Ich hoffe das beantwortet die Frage.
Gruss, Stephan Noller
sehr interessanter Artikel. Vielen Dank
Danke für dein Feedback, das freut uns!