2. Definieren Sie die TI-Anbindung als Projekt
Es ist doch alles ganz klar: Irgendwann mal die Geräte bestellen, dann installieren. Vorher sauber planen, nachher sauber abrechnen. Klares Ziel und klar definierter Abschluss – klarer Fall von Projekt.
Realitäts-Check:
Irrtum! Die technische TI-Anbindung und die Einführung der ersten TI-Anwendung – des Versichertenstammdatenmanagements (VSDM) – sind der erste Schritt in einem Prozess, dessen weitere Schritte durch Gesundheitspolitik und Gematik bereits definiert sind. Diese Sichtweise muss dem verantwortlichen Management unbedingt bewusst sein. Der Prozesscharakter zeigt sich zum einen im technischen Teil rings um Geräte und Software, die im Zuge der kommenden TI-Anwendungen immer wieder Modifizierungen erfahren werden.
Zum anderen aber wird mit dem VSDM als Erstanwendung ein Zug ins Rollen gebracht, der nicht mehr wirklich zu stoppen ist: Die konkrete Digitalisierung des Arbeitsalltags in Praxen und Kliniken, verbunden mit stetigem Änderungsdruck auf alle, die in diesem Bereich tätig sind. TI-Anwendungen, die ab 2020 auf das VSDM folgen sollen, bevor 2021 die elektronische Patientenakte (ePA) funktionieren soll, sind bereits definiert. Dazu gehören unter anderem das Notfalldatenmanagement (NFDM), der elektronische Medikationsplan (eMP) oder verschiedene Einzelmaßnahmen im Gesamtpaket der Kommunikation im Medizinwesen (KIM). Deshalb ist es beispielsweise kurzsichtig, TI-Beauftragte – so man sie denn einmal identifiziert, qualifiziert und zum Handeln ermächtigt hat – nur für die Zeit bis zum Abschluss der technischen Anbindung (also des Konnektoranschlusses und des Austauchs der Kartenlesegeräte) in Verantwortung zu nehmen. Die erfolgreiche Einführung der Folgeanwendungen wird das Wissen der hauseigenen TI-Pioniere benötigen und voraussetzen – und auch die Erfahrungen im Umgang mit den Beschäftigten, denen man die Notwendigkeit des quälenden digitalen Dauerwandels künftig permanent nachvollziehbar vermitteln muss.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich bin damit einverstanden, dass IT große Auswirkungen auf die Gestaltung der Arbeitsabläufe hat. Kliniken und Krankenhäuser sollen auf jeden Fall die Vorteile von IT ausnutzen, um die Prozesse und Kommunikation erleichtern zu können. Interessanter Beitrag, danke!
Wertvoller Beitrag, der den KH-Verantwortlichen eigentlich die Augen öffnen müsste.
Insbesondere wichtig ist aus meiner Sicht auch Punkt 2:
Nach dem Anschluss an die TI geht es erst richtig los und damit dauerhaft weiter: Mit den neuen MIOs in der ePA, also dem Impfpass oder dem Mutterpass, wovon ja mindestens der letztgenannte im Krankenhaus angemessen verarbeitet und gepflegt werden muss. Der Umstellung von Verordnung sowie Über- und Einweisung auf digitale Prozesse. Hier werden neue inhäusige Prozessveränderungen nötig sein. Und die Liste der Dinge, die zukünftig noch digitalisiert werden – und damit Einfluss auf die Arbeitsprozesse nehmen werden – ist lang!
Das bedeutet Bedarf für kontinuierliche Prozessanpassungen für die nächsten Jahre (bzw. Jahrzehnte)! Das muss bedacht und in die Hausorganisation eingeplant werden.